BERGHOTEL JEŠTĚD (Jeschken) – BAUWERK DES JAHRHUNDERTS


Die Geschichte des heutigen Bauwerkes auf dem Gipfel des Ještěd (Jeschken) begann man im Jahre 1966 zu schreiben – drei Jahre, nachdem das erste Gipfelhotel abgebrannt war. Die Vergabebedingungen des architektonischen Wettbewerbs schrieben ursprünglich zwei Gebäude vor – einen Fernsehturm und ein Restaurant mit kleinem Hotel‘, deshalb ist merkwürdig, dass gerade Architekt Karel Hubáček (Firma SIAL Liberec) siegte, dessen Entwurf mit einem einzigen Gebäudes diese Bedingung im Prinzip verletzte. Sein Projekt verlieh dem Berg jedoch eine solch einzigartige Silhouette, dass es einhellig gebilligt wurde.

Doz. Ing. arch. Karel Hubáček, Dr. h. c. war jedoch nicht der einzige, der sich um dieses epochale Werk verdient machte. Die komplizierte Statik lotete Ing. Zdeněk Patrman aus und Otakar Binar, Akad. arch., schuf ein auffälliges Interieur, bei dem er in großem Maße Glas einsetzte – den traditionellen Rohstoff dieser Gegend.

Am 30. 7. 1966 fand die feierliche Grundsteinlegung statt, der Bauausführung nahm sich der Baubetrieb Pozemní stavby (Bauleiter Oto Friml, anschl. Jaroslav Zapadlík) aus Liberec an. Der ungewöhnliche Bau machte auch ungewöhnliche Baumethoden erforderlich, von denen manche erstmals in der Praxis erprobt wurden. Um die Antennen im Gebäudeinneren installieren zu können, musste eine spezielle Gebäudehülle aus faserverstärktem Kunststoff entwickelt werden und nur eine Angelrutenfabrik war bereit, die meterlangen Kunststoffstangen herzustellen (dazu mussten sie allerdings ein Loch in die Wand des allzu kleinen Fabrikgebäudes brechen).

Das gewagte Projekt erregte nicht nur die Aufmerksamkeit der hiesigen Architektengemeinde, auch unter den ausländischen Profis fand es zahlreiche Bewunderer und so wurde das Bauwerk 1969 verdientermaßen mit dem prestigevollen Auguste-Perret-Preis ausgezeichnet. Der Preisverleihung in Buenos Aires durfte der Autor des Projekts aus politischen Gründen jedoch nicht selbst zugegen sein.

Am 21. 9. 1973 fand die feierliche Bestimmungsübergabe der modernen Dominante des Ještěd statt. Von seinem Fuße bis zur Antennenspitze misst der Turm beachtliche 94 Meter; seine ungewöhnliche Form wird in der Fachwelt ‚rotierender Hyperboloid‘ genannt – eine Form, die den extremen Witterungsbedingungen an diesem Ort geschuldet ist. Die beiden niedrigsten Etagen sind dem Maschinenraum, technischen Ausrüstungen und einem Betriebsraum vorbehalten. Über ihnen befinden sich gastronomische Einrichtungen – Terrasse, Büfett, Restaurant & Café und das Hotel. Der obere Teil wird ist mit Fernmeldetechnik vollgestopft und die Turmspitze besteht aus einem rohrförmigen Aufsatz, auf dessen Spitze eine 17 m hohe Antenne aufragt.

Nach der Bauvollendung kam es jedoch zu dramatischen Momenten – der ganze Bau wurde durch starken Wind in gefährliche Schwingungen versetzt, sodass die Destruktion des Turmes drohte. Diese knifflige Situation lösten die Konstrukteure durch nachträgliche Installation eines 600 kg schweren Gewichtes und von Schwingungsdämpfern. Mit dieser solch einer Last ‚hüpft‘ es sich wahrlich schwer und so hat der Ještěd ohne Schaden bis in die Gegenwart überdauert. Das Berghotel Ještěd ist heute nicht nur das echte Wahrzeichen der Stadt Liberec, sondern der ganzen Region.

Einerlei, wo man sich in der Stadt gerade befindet, folgt es einem so zusagen auf Schritt und Tritt und bildet seiner charakteristischen Form wegen auch noch aus weiter Entfernung ein unverwechselbare Dominante.

Kein Wunder, dass zahlreiche Firmen und Behörden der Stadt die eleganten Linien des Ještěd gern in ihrem Logo verwenden – angefangen beim Magistrat der Stadt Liberec, bis hin zur Region Liberec.

2013 feierte das Berghotel Ještěd erst das 40. Jahr seiner Existenz (1973), dennoch heimste dieser ‚passionierte Sammler‘ trotz seiner Jugend eine ganze Reihe von Auszeichnungen und zu Recht verliehenen Titeln ein: Nationales Kulturdenkmal der Tschechischen Republik, Bauwerk des 20. Jahrhunderts, es erhielt den internationalen Auguste-Perret-Preis für Architektur und nun versucht es gar, in die Crème de la Crème vorzustoßen – in die UNESCO-Liste der Kulturdenkmäler.

Klar sind die Einwohner von Liberec stolz auf ihr Wahrzeichen. Dies demonstrierten sie beispielsweise durch die Veranstaltung einer öffentlichen Sammlung, die dazu diente, die finanziellen Mittel zu einer ständigen Nachtbeleuchtung des Gebäudes zusammenzubringen. Dank des Interesses zahlreicher gewöhnlicher Bürger, Institutionen, Schulen, Firmen aber auch der Gemeinden in der Umgebung kam durch diese Sammlung die erforderliche Summe von 750.000 Kronen zusammen und so strahlt die Silhouette des Ještěd seit dem 5. 9. 2001, einem eigentümlichen, bewegungslos am nächtlichen Himmel hängenden Raumschiff gleich, hoch über den Lichtern der 100.000 Einwohner zählenden Metropole tief unter ihm.

Liberec hat viele liebvolle Beinamen, wie Stadt der Rhododendren, Stadt des Sports, usw. Am häufigsten wird es jedoch schlicht ‚Stadt unter dem Ještěd genannt. Schöner und treffendender ginge es nicht.

Webseite Ještěd: jested.cz Webseite Kabinenbahn: www.cd.cz Webseite Skigebiet: www.skijested.cz Webseite Liberec: www.visitliberec.eu